Die Qual der Wahl

In Berlin gibt es 27 Ausbildungsinstitute, sechs weitere im Land Brandenburg. Da fällt die Auswahl der richtigen Lehrstätte nicht leicht. Wir wollen dir im Folgenden ein paar Denkanstöße geben und auf einige wichtige Unterschiede hinweisen. Am Ende solltest du aber nach deinem Gefühl entscheiden: Geh zu den kostenlosen Info-Abenden, lern die Institutsleiter*innen und Dozent*innen kennen, frag nach und schau, was dich anspricht. Manchmal sind auch andere Faktoren wie eine liebevolle Einrichtung der Therapieräume oder der Anfahrtsweg ausschlaggebend.

Die Institutsbewertung des PiA-Forum Berlin

Räumlichkeiten, Betreuung, Bezahlung der Ambulanzstunden und mehr: Auf dieser Seite kannst du dein Institut bewerten und eine erste Einschätzung der Institutslandschaft in Berlin bekommen – ganz bequem, ganz einfach, ganz schnell, von PiA zu PiA. Das Zufriedenheitsranking zum Institutsvergleich 2022-2023 findest du hier verlinkt.

VT, TP, ST oder AP? Erwachsene, Kinder oder beides?

Die wichtigste Frage ist natürlich, in welchem Verfahren (Vertiefungsgebiet) du deine Ausbildung machen möchtest. Wie auch an den Universitäten ist die Verhaltenstherapie in Berlin am stärksten vertreten. Hier gibt es die meisten und mit Abstand größten Institute. Mehrere Institute in Berlin (zum Beispiel ppt, BAP oder PHB) bieten allerdings sowohl die Ausbildung in VT, TP oder ST an und bemühen sich um eine umfassende integrative Grundausbildung. So belegen Ausbildungskandidat*innen beider Verfahren auch gemeinsame Veranstaltungen, um die Herangehensweisen des jeweils anderen Verfahrens kennenzulernen und den Austausch zu fördern. Viele analytische Institute sind deutlich kleiner und bieten auch die so genannte „verklammerte“ Ausbildung an, das heißt man beginnt mit der Ausbildung in tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie und „sattelt“ die Psychoanalyse im Anschluss auf. Ganz frisch existieren auch Ausbildungen in Systemischer Psychotherapie (ST) mit Approbationszulassung bei der GST, PHB, BAP oder dem ISTB. Da kürzlich der G-BA diese Therapieform bestätigt hat, sollten langfristig auch hierfür Abrechnungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Außerdem musst du vorab entscheiden, ob du die Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin (PP) oder Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin (KJP) machen möchtet.

Wissenschaft oder Praxis?

Die uninahen Ausbildungsinstitute wie die dgvt, ZPHU, ZGFU, IPB der Medical School Berlin oder das PPI in Potsdam sind natürlich insgesamt wissenschaftlicher ausgerichtet als kleine Institute mit einem Schwerpunkt auf Praxis oder verfahrensübergreifende Ansätze. Einen Überblick über universitäre Institute für die Ausbildung findest du auf: https://www.unith.de/. Die allgemeinen Lehrinhalte sind oft sehr ähnlich, aber die Aufbereitung kann umso unterschiedlicher sein: der neueste Stand der Forschung präsentiert in ausgefeilten Power-Point-Präsentationen oder Psychotherapeut*innen in den besten Jahren berichten mehr oder weniger frei aus ihrem Praxisalltag. Worauf hast du mehr Lust?

Die Psychologische Hochschule Berlin (PHB) bietet eine besonders enge Verknüpfung von Ausbildung und Wissenschaft an: Mit der Approbation wird auch ein Master of Science in Psychotherapie erworben (entweder mit dem Schwerpunkt VT oder TP).

Zusatzqualifikationen?

Gruppentherapie, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, Traumatherapie, Hypnose, Schematherapie – diese und weitere Zusatzqualifikationen können auch nach der Approbation erworben werden, aber die Verbindung mit dem regulären Theorieangebot und die Integration der praktischen Anteile in die Ambulanzzeit sind für viele attraktiv. Lies dazu auch unseren Abschnitt „Die Praktische Ausbildung“.

Blockseminare oder Abendveranstaltung?

Insgesamt 600 Stunden Theorie erwarten dich in der Ausbildung. Manche Institute bieten ausschließlich Blockseminare an den Wochenenden an. Hier solltest du rechtzeitig darauf achten, ob die Unterrichtseinheiten bereits am Freitagnachmittag beginnen und ob die Zeiten womöglich mit deiner (PT-)Arbeitszeit kollidieren. Dasselbe gilt ebenso für Abendveranstaltungen: Nebenjob, Kinderbetreuung, Yoga-Kurs – vielleicht musst du frühzeitig umdisponieren.

Strukturiert oder offen?

Manche Institute bieten eine klar strukturierte, eher „verschulte“ Ausbildung an. Hier sind zum Beispiel der zeitliche Rahmen, die Vorgaben für die Freie Spitze und die Vorbereitung auf die Prüfung klar definiert und auf die Einhaltung wird viel Wert gelegt. Andere Institute bieten „nebenher“ noch Veranstaltungen an, fördern offene Diskussionsrunden und Austauschabende oder bieten flexible Zeitmodelle bei der Theorieausbildung.

Selbsterfahrung

Ein Teil der Selbsterfahrung findet in der Regel im Gruppensetting statt. Manche Institute bieten Selbsterfahrungswochen(enden) im Berliner Umland als Intensivprogramm an, andere verteilen die Einheiten auf einzelne Abende. Die TPler und angehenden Psychoanalytiker*innen sind darüber hinaus verpflichtet, Einzelselbsterfahrung zu machen. Diese Stunden müssen oft zusätzlich vergütet werden (ca. 80€ pro Stunde). Welchen Umfang die Einzelselbsterfahrung mindestens haben muss, hängt vom Verfahren und Institut ab.

Kostenstruktur und Kostenverteilung

Unterm Strich kostet die Ausbildung meist ähnlich viel: zwischen 12.000,00€ und 20.000,00€ für die VT-Ausbildung, knapp 30.000,00€ für TPler und ca. 16.000,00€ für die Systemische. Allerdings gibt es deutliche Unterschiede bei den regelmäßigen Beiträgen. Hier gilt die Faustregel: je niedriger die Monatsgebühr, desto weniger wird pro Ambulanzstunde ausbezahlt. Die Krankenkassen vergüten die Praktische Ausbildung mit dem beinahe regulären EBM-Satz von derzeit 108,14€ pro Stunde (2023). Die Ausbildungsinstitute behalten jedoch unterschiedlich viel Verwaltungsgebühr, Raummiete o.ä. ein, sodass dein Stundenlohn je nach Institut zwischen 20€ und 65€ schwanken kann. Damit gegenfinanzieren sie dann möglicherweise niedrige Monatsraten. Hier solltest du gut überlegen, ob es sich für dich lohnt, am Anfang niedrige Raten zu zahlen und dafür am Ende weniger einzunehmen, oder ob du für einen begrenzten Zeitrahmen eine relativ hohe finanzielle Belastung aushalten kannst, um dann am Ende mehr zu verdienen.

Weitere Vorteile?

Manche Institute bieten weitere Vorteile an wie ein Semesterticket oder eine inkludierte Berufshaftpflichtversicherung.

Weiterführende Links:

Wenn Du gerade auf der Suche nach dem richtigen Ausbildungsinstitut für Dich bist, kann Dir die aktuelle ver.di-Broschüre zur Institutswahl vielleicht helfen.